Kein leichtes Spiel mit dem Spielzeug

Interessengemeinschaft Spiel & Freizeit im BKG - November 2004

 

 
Bei der Betrachtung des privaten Konsums in Deutschland kommt herbstliche Stimmung auf. Eine echte Erholungsperspektive ist nicht zu erkennen. Die Unternehmenskrisen der letzten Wochen haben die Konsumlaune verdorben. Die Binnennachfrage stagniert weitgehend, der Wachstumspfad verläuft flach und wird vom Export getragen.

Die Menschen in Deutschland konsumieren weniger und sparen dafür mehr von ihrem Einkommen. Die Sparquote, das ist der Anteil am verfügbaren Einkommen der zurückgelegt wird, ist von 1996 bis 2000 kontinuierlich von 10,9 auf 9,7 % gesunken. Ab 2001 stieg die Sparquote jährlich um 0,5 bis 0,6 % und dürfte in diesem Jahr einen Wert von 11,0 % erreichen. Mit einer Verbesserung der Binnennachfrage noch in diesem Jahr ist angesichts der schwierigen konjunkturellen Lage und insbesondere der nach wie vor ungünstigen Arbeitsmarktlage kaum mehr zu rechnen.

Im Unterschied zur anhaltenden Nachfrageschwäche im gesamten Konsumgütereinzelhandel (im Durchschnitt seit 1992 kein reales Wachstum) zeichnet der Großhandel ein deutlich positiveres Bild. Für das gesamte Jahr 2004 ist im Großhandel mit einem realen Wachstum von rund 1 % zu rechnen; der Konsumgütergroßhandel wird mit 0,7 % etwas darunter liegen.

Spielwaren-Groß- und Außenhandel 2004: Auf und Ab

Im Spielwaren-Groß- und Außenhandel hat die Geschäftsentwicklung 2004 einen wechselhaften Verlauf genommen. Das erste Quartal war noch von teils beachtlichen Umsatzsteigerungen geprägt. Das „fünfte“ Quartal enthält mittlerweile ein umsatzstarkes (Nach-) Weihnachtsgeschäft. Im zweiten und dritten Quartal 2004 hat die schwierige Marktsituation deutliche Spuren hinterlassen. Die Geschäfte verliefen schleppend und die Umsätze waren konstant rückläufig. Die im letzten Jahr durch den Jahrhundertsommer ausgelöste Lagerräumung bei Strand- und Wasserspielzeug konnte im Durchschnittssommer 2004 nicht wiederholt werden. Sie hat aber statistisch die Umsatzwerte nach unten gezogen. Im laufenden Jahr waren es wiederum Artikel aus dem unteren Preissegment, wie Trading-Cards, Bey Blades, Scoubidou-Bänder oder Mangas-Comics, die für einen konstanten Absatz auf niedrigem Niveau sorgten.

Kosten- und Ertragsdruck

Der Preis- und Kostendruck hat sich deutlich verschärft. Bei Dienstleistungen und Logistik sind die Preise um 3 bis 10 % gestiegen. Die Rekordpreise bei Rohöl haben bei Kunststoffspielzeug und bei den Überseefrachtraten sich in deutlichen Preisanhebungen niedergeschlagen. Die schwierige Absatzlage im Einzelhandel hat dazu geführt, daß die Umsätze zum Teil teuer erkauft werden mußten. Preisnachlässe und höhere Werbekostenzuschüsse haben den Ertragsdruck bei den Lieferanten verschärft. Der zunehmende Wettbewerb durch fachhandelsfremde Vertriebsformen und durch den branchenfremden Conveniencebereich hat deutliche Spuren hinterlassen. Längere Zahlungsziele und stark ansteigende Kleinmengenlieferungen unterstreichen die schwierige Situation in der Distributionskette.

Importware keine Mangelware

Auch der administrative Kostendruck hält an. Marktaufsicht und Marküberwachung zum Wohle und Schutze des Endverbrauchers konzentrieren sich auf Importprodukte. Ganz ohne „Vorurteil“ verkündet beispielsweise das Bayerische Verbraucherschutzinformationssystem, daß Massenware aus Billiglohnländern des südostasiatischen Wirtschaftsraums vielfach sicherheitstechnische Mängel aufweist zu Lasten der heimischen und europäischen Industrie. Hier ist es an der Zeit umzudenken und den Realitätssinn zu schärfen: Kein Hersteller, Importeur oder Händler will und wird erkennbar mangelhafte oder gar gefährliche Produkte in Verkehr bringen. Die Auslegung der Vorschriften der einschlägigen Verordnungen, Richtlinien und Normen ist da schon schwieriger. Deshalb sieht sich die Kommission in Brüssel auch veranlaßt, Interpretationshilfen zur Umsetzung der Spielzeug-Richtlinie und der Spielzeugnorm EN 71 zu veröffentlichen. Die internationale Arbeitsteilung ist nicht erst ein Ergebnis der Globalisierung, sondern ein langfristiger Prozeß. Sie bewirkt aber, daß im Hinblick auf Qualität und Sicherheit Importprodukte den hohen Standard des Weltmarkts - bei Spielwaren konkret des US-Marktes - erfüllen. Im übrigen sind die aus dem Ausland bezogenen Vorleistungen und Teilprodukte für die Inlandsproduktion immer bedeutender. In den letzten fünf Jahren sind die importierten Vorleistungen um 45 % gestiegen. Bei Konsumgütern beträgt der Anteil an ausländischen Zulieferungen zwischen 35 und 45 %.

China wächst weiter

Der Wachstumsmarkt China bestimmt in einem erheblichen Umfang das Geschehen auf dem Weltmarkt. Die enorme Nachfrage Chinas nach Rohstoffen hat zu Verknappungstendenzen und satten Preissteigerungen geführt. Erstmalig werden von einem Spielwarenimporteur auch Lieferengpässe aus Süd-China gemeldet. Als Ursache wird Arbeitskräftemangel angegeben. Die Position Chinas als weltgrößter Spielwarenlieferant läßt sich auch daran ablesen, daß den Spielwarenmessen vor Ort eine wachsende Bedeutung zugemessen wird.

Qualität und Preis müssen stimmen

Die Erwartungen des Spielwaren-Groß- und Außenhandels 2004 sind gedämpft. Eine Belebung des Geschäfts in der Vorweihnachtszeit bleibt jedoch als schwacher Hoffnungsschimmer. Vielleicht werden die Umsätze bis zum Jahresende noch das Vorjahresniveau erreichen. Deutlich sind Verlagerungstendenzen festzustellen zum Sport- und Freizeitbereich, zu Elektronik- und IT-Produkten und zur Familienorientierung mit Wohn- und Feriengestaltung. Aber Konjunktur- und Einkommenserwartungen beeinträchtigen die Anschaffungsneigung und das Konsumklima. Der Satz „am Kind wird zuletzt gespart“ gilt noch, aber jeder Euro wird bewußter ausgegeben sowohl für qualitativ hochwertige Produkte, insbesondere aus dem Holzspielwarensortiment und für technische Produkte oder für niedrigpreisige Produkte mit hohem Spielwert. Das mittelpreisige Sortiment ohne Markenprofil wird sich in Zukunft nur schwerlich behaupten können. Konjunkturell sind Wachstumsimpulse zur registrieren. Es bleibt zu hoffen, daß damit auch die Binnennachfrage in 2005 stimuliert wird. Die Nürnberger Spielwarenmesse kann im Februar für die Branche positive Signale senden.