Neuer demografischer Minusrekord in Deutschland

BRANDORA AG - März 2006

 
Die Geburtenzahl hat im Jahr 2005 den niedrigsten Stand seit 1945 erreicht

Die Zahl der Geburten ist in Deutschland im vorigen Jahr auf den niedrigsten Stand seit dem letzten Weltkrieg gesunken. Wie die Tageszeitung Die Welt in ihrer Dienstagausgabe unter Berufung auf Prognosen des Statistischen Bundesamtes berichtet, kamen 2005 weniger als 676.000 Kinder zur Welt. Gegenüber dem Vorjahr würde die Prognose einem Rückgang von gut 4,2 Prozent entsprechen (2004: 706.000 Neugeborene). Selbst im Nachkriegsjahr 1946 waren es noch 922.000 Geburten.

In Europa weist Deutschland - laut Eurostat-Schätzung für 2005 - mit einem Wert von 8,4 Geburten je 1000 Einwohner die niedrigste Geburtenziffer auf. In Frankreich (12,6), Norwegen (12,4) und Großbritannien (11,9) liegt diese Ziffer jeweils um etwa die Hälfte höher. Im Vergleich zum Jahr 1964, als in der Bundesrepublik und in der DDR mit insgesamt 1,357 Millionen Kindern ein Geburtenrekord erreicht wurde, hat sich die Zahl der Babys sogar halbiert. „Das ist dramatisch, wir laufen in eine Schere hinein”, sagte der Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, der Zeitung Die Welt.

Die demografische Lage der Nation
für 10 EURO bestellen
Wie sehr die Geburtenrate von der Befindlichkeit der Bevölkerung abhängt, zeigt nicht zuletzt die Wiedervereinigung. Sie stellt aus demographischer Sicht das größte Drama der deutschen Geschichte dar. Wurden 1988 in der DDR noch 222 000 Kinder geboren, waren es 1994 auf dem absoluten Tiefpunkt in Ostdeutschland gerade mal knapp 79 000. Pro Frau ergab das 0,77 Kinder - der niedrigste Wert, der weltweit jemals erfaßt wurde.

Seit Jahrzehnten werden in Deutschland weniger Menschen geboren als sterben. Mittlerweile können selbst Zuwanderungen den natürlichen Schwund nicht mehr aufhalten - das Land hat begonnen zu schrumpfen. Nach Erkenntnissen von Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung, schrumpft die deutsche Bevölkerung schneller als erwartet. "In nur zwei Jahren ist die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau um 0,7 Prozent auf 1,36 gefallen", sagte Klingholz in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Focus". "Dieser Rückgang mag gering erscheinen, er ist aber, wenn er sich so über Jahre fortsetzt, dramatisch."

Klingholz ist Mitautor der Studie "Die demographische Lage der Nation", die am Mittwoch (15.3.2006) in Berlin vorgestellt wird. Nach seinen Worten sinkt in Deutschland nicht nur die Geburtenzahl, sondern auch der Kinderwunsch "von zwei auf durchschnittlich nur noch 1,6 pro Frau". Als Grund sieht er die Lebensumstände: "Die Wirtschaftslage verunsichert die Deutschen." Seinen Beobachtungen nach kommen deutlich mehr Kinder auf die Welt, "wo die Unterschiede von Frauen und Männern in Bezahlung und Arbeitslosigkeit niedrig sind" wie in Frankreich und Skandinavien.


Download: Infomaterial von EUROSTAT

Erste Bevölkerungseinschätzungen der EU für 2005 (*.pdf 245 KB)