GfK Aktiengesellschaft
Pressemeldung

29. August 2003

Ergebnisse der GfK-Konsumklima-Studie im August 2003

Während deutsche Unternehmer (ifo) und Finanzanalysten (ZEW) aktuell zuversichtlich in die Zukunft sehen, sprechen die Erwartungen und Stimmungen der deutschen Verbraucher weiterhin eine uneinheitliche Sprache: ihre Erwartungen an die Konjunktur steigen, ihre Anschaffungsneigung tritt auf der Stelle, während ihre Einkommenserwartung wieder sinkt.

In diesen Zeiten Verbraucher zu sein, fällt vielen deutschen Bürgern offensichtlich schwer. Das spiegelt sich im Monat August jedenfalls in ihren Erwartungen an die Konjunkturentwicklung und an ihre eigene Einkommenssituation sowie in ihrer Neigung, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen, wider. Fazit: Die Stimmung ist auf ganzer Linie uneinheitlich und zeigt, dass das Ende der Verunsicherung noch nicht in Sicht ist.

Konjunkturerwartung: weiter verbessert

Wie in den Vormonaten äußern sich die Verbraucher erneut positiv in bezug auf die konjunkturelle Entwicklung. Sie glauben offensichtlich, dass sich die deutsche Wirtschaft zwar langsam, aber doch sicher aus dem Tal der Wirtschaftsflaute herausbewegt. Bereits zum dritten Mal in Folge stieg der Indikator Konjunkturerwartung im August um 3,5 auf aktuell – 9,2 Punkte. Damit verringert sich die Angst der Verbraucher vor einer Rezession zwar erneut. Doch ist die Stimmung keineswegs euphorisch, denn der Indikatorwert bleibt weiterhin unter dem langjährigen Durchschnittswert. Es ist anzunehmen, dass der Konjunkturoptimismus sich mehr aus dem Glauben an den baldigen konjunkturellen Aufschwung als aus der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage nährt.

Sowohl die Erwartungen der Unternehmer, die zum ifo-Geschäftsklima befragt wurden, als auch die der Finanzanalysten in der ZEW-Studie signalisieren eine ähnlich positive Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung.

Der Zukunftsoptimismus der Verbraucher ebenso wie der Unternehmer und Finanzanalysten ist nicht ganz unbegründet. Auf der einen Seite scheint es mit der US-Wirtschaft nach einer Phase der Stagnation wieder aufwärts zu gehen. Das könnte auch der deutschen Konjunkturentwicklung Impulse geben. Auf der anderen Seite haben sich die Aussichten für die deutsche Exportwirtschaft wieder verbessert, da die starke Euro-Aufwertung der letzten Monate zuletzt wieder deutlich rückgängig gemacht wurde. Zudem erhoffen sich vermutlich immer mehr Bundesbürger trotz aller Zweifel von den geplanten Reformen bei den sozialen Sicherungssystemen und der Einkommenssteuer auch einen Wachstumsschub.

Einkommenserwartung: erstmals wieder rückläufig


Zur Entwicklung des eigenen Einkommens äußern sich die Verbraucher deutlich zurückhaltender als zur konjunkturellen Situation. Der Indikator verminderte sich um 3,3 Punkte auf jetzt -5,9 Punkte. Damit schwindet auch vorerst die Hoffnung, dass dieser Indikator bereits im August die Nulllinie und damit nach einer Periode von zehn Monaten mit negativen Werten erstmals wieder den langjährigen Durchschnittswert erreicht.

Die eventuelle Vorverlegung der dritten Stufe der Steuerreform war entscheidend dafür, dass sich die Einkommenserwartung der Verbraucher in den letzten Monaten verbessert hatte. Jetzt sieht es so aus, als ob die Diskussion um Art und Ausmaß der Gegenfinanzierung, die in der Folge des Beschlusses entflammte, sie tatsächlich vorzuverlegen, den Stimmungsaufschwung der letzten Monate wieder zunichte macht. Pläne, die Pendlerpauschale zu reduzieren sowie die Eigenheimzulage und andere Subventionen zu streichen, verunsicherten den Verbraucher.

Die Vorfreude, durch die Steuerreform mehr Bares im Portemonnaie zu haben, weicht offensichtlich wieder der Angst, mindestens genauso viel und vielleicht sogar noch mehr für Steuern und soziale Sicherung bluten zu müssen als bisher. Dass Rentner damit rechnen müssen, dass die Anpassung ihrer Bezüge im kommenden Jahr verschoben wird, um die angespannte Rentenkasse etwas zu entlasten, wirkt ebenfalls nicht unbedingt stimmungsfördernd.

Anschaffungsneigung: weiterhin lahm

Auch die Anschaffungsneigung kommt nicht richtig in Gang. Der Indikatorwert legte zwar im August um 0,7 Punkte zu. Jedoch zeigt der Wert von aktuell – 33,2 Punkten, wie sehr sich die Verbraucher derzeit immer noch verunsichert fühlen.
Sowohl die derzeitige wirtschaftliche Lage als auch die Entwicklung des Arbeitsmarkts tragen im Moment nicht dazu bei, den seit fast zwei Jahren anhaltenden Niedergang der Anschaffungsneigung entscheidend zu beeinflussen. Insbesondere ist es die hohe und weiter steigende Zahl der Arbeitslosen, die verhindert, dass die Konsumneigung spürbar steigt. Die Diskussionen zur Reform der sozialen Sicherungssysteme tut ihr übriges. Für die Verbraucher ist nach wie vor nicht erkennbar, mit welchen Belastungen sie zukünftig rechnen müssen. Genährt wird die Unsicherheit außerdem noch durch die Debatte um die Gegenfinanzierung der beschlossenen vorgezogenen Steuerreform, denn auch hier drohen ihm möglicherweise Einkommenseinbußen, die das Mehr an Nettoeinkommen wieder wegschmelzen könnten.

Fazit für das Konsumklima: stabil, aber ohne Dynamik

Insbesondere der positiven Konjunkturerwartung ist es zu verdanken, dass sich das aus der Entwicklung mehrerer Indikatoren extrapolierte Konsumklima weiter stabilisiert und ganz leicht nach oben tendiert. Für September dieses Jahres prognostiziert der Gesamtindikator einen Wert von 4,8 Punkten (nach 4,6 Punkten im August). Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Konsumkonjunktur im weiteren Verlauf des Jahres stabil weiterentwickelt – allerdings ohne die erhoffte Dynamik zu zeigen. Eine spürbare Belebung des Konsumklimas wird vor allem erst dann eintreten, wenn sich die Arbeitsmarktlage deutlich verbessert. Mehr Berechen- und Planbarkeit in Bezug auf Einkommen und soziale Belastungen würden einer Erholung des Konsumklimas zusätzliche Impulse geben.