Krebserregende Gifte in Griffen, Sitzbezügen und Reifen von Kinder-Laufrädern

Stiftung Warentest - Juli 2008

 
Ein tolles Spielzeug und sinnvoll obendrein: Laufräder bringen kleine Kinder in Schwung und bereiten aufs Fahrradfahren vor. Im Test: 15 Modelle für 40 bis 199 Euro. Die böse Überraschung: Für elf Laufräder gibt die Stiftung Warentest Giftalarm. In Griffen, Sitzpolstern und Reifen steckt verdächtige Chemie.

Kontaktgifte, die über die Haut in den Körper eindringen – ausgerechnet die hat die Stiftung Warentest jetzt in Griffen von Kinder-Laufrädern entdeckt. Auch einige Sitzbezüge und viele Reifen enthielten Schadstoffe, die als krebserregend und erbgutverändernd gelten. Das vernichtende Fazit der Tester: Elf der fünfzehn untersuchten Produkte sind „mangelhaft“. Das schreibt die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift test. Besonders fatal: In vier Laufrädern fand sich der für Spielzeug verbotene Weichmacher DEHP (FirstBike Big Apple, Monz Mini Viper, Coolproducts Rennrad 14“ und Kawasaki MX Trainer). Da Laufräder als Spielzeug gelten, hätten die Produkte gar nicht verkauft werden dürfen.

Krebsgift in Griffen, Polstern und Reifen

Der Testsieger von Kettler
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe heißt das Übel – kurz PAK. Die Chemie steckt vor allem in den Reifen. Dazu kommen Weichmacher in Sitzpolstern und in Kunststoffgriffen am Lenker. PAK und Weichmacher sind Kontaktgifte. Sie dringen über die Haut in den Körper ein. Das ist nicht akut gefährlich, aber auf Dauer auch nicht gesund. Weichmacher und PAK können Krebs erzeugen. Sie verändern vermutlich das Erbgut und wirken fruchtschädigend. Möglicherweise vermindern sie auch die Fruchtbarkeit. Kurzum: Diese kritischen Substanzen gehören nicht auf die Haut. Schon gar nicht in Kinderhände.

Wesentlich bessere Noten gab es für die Fahreigenschaften der Laufräder, hier erhielten alle Modelle „gute“ oder „befriedigende“ Noten. Auch die harten Belastungstests im Labor überstanden die meisten Laufräder ohne Probleme. Insgesamt gab es aber nur zwei Mal ein „Gut“.

Verzichten sollten Eltern beim Kauf auf vermeintlich nützliches Zubehör: Im Praxistest zeigte sich, dass die Kinder Bremsen, Klingeln und Ständer gar nicht oder nicht richtig verwendeten. Gleichzeitig stellen die Teile ein zusätzliches Unfall- und Verletzungsrisiko dar. So kann sich zum Beispiel das Bremskabel bei mehreren Rädern um die Lenkstange wickeln und das Hinterrad blockieren. Und die Klingel nutzen die Kleinen gerne, aber nicht zur Gefahrenabwehr. Der Rat der Tester: Abmontieren.

Testsieger Kettler und Kokua

Unter dem Strich gibt es zwei Testsieger: Das Kettler Speedy für 40 Euro und das Kokua Mountain für 179 Euro. Das Kettler Speedy ist ein leichtes Metallmodell, das Kokua Mountain ein klassisches Holzlaufrad. Beide erreichen ein knappes gut und beide sind in puncto Schadstoffe annehmbar. Mehr Fahrspaß brachten die Modelle Kokua Jumper, Puky LR1 und Monz Mini Viper. Sie überzeugten die kleinen Testpiloten vor allem durch ihre Wendigkeit. Die Schadstoffwertung wirft Puky und Monz aber schließlich aus dem Rennen. Das Kokua Jumper landet mit befriedigend hinter den beiden Testsiegern auf Platz drei.