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Ein Brett als Mikrokosmos der sozialen Beziehungen. "Räuber und Gendarm" als Teamwork. Mini-Traktor als Fahrzeug in die eigene Phantasiewelt: Das Spiel steht am Beginn der Kultur. Für Wissenschaftler wie den niederländischen Historiker und Kulturphilosophen Johan Huizinga (1872–1945) ist es ein "Entwicklungshelfer" für die Persönlichkeit: Der "homo ludens" - der spielende Mensch - entdeckt innerhalb der Spielregeln seine Begabungen, entwickelt Charakter und Fähigkeiten. Oder, in den Worten des Dichters Friedrich Schiller: "Der Mensch … ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Bereits die alten Ägypter, die chinesischen Kaiser oder die Maya spielten - vor allem aus religiösen Gründen, denn das Spiel gehörte häufig zum Ritual. 5.000 Jahre liegen zwischen frühen Brettspielen und modernen Spielwelten: Vier Spielbretter aus der Zeit um 2600 vor Christus entdeckte der britische Archäologe Sir Leonard Wooley in den 1920-er Jahren in den Königsgräbern der mesopotamischen Stadt Ur. Auch im Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun wurde ein Brettspiel gefunden - ein Vorläufer des Backgammon. Futter für den Spieleabend Gemeinsame Spielerunden sind "in": 52 Prozent der Deutschen über 14 Jahre spielen ab und zu Monopoly, Siedler von Catan oder andere Gesellschaftsspiele. Neun Prozent finden sich häufig zum Spielen zusammen, ermittelte das Institut für Demoskopie Allensbach. Dabei sind private Spieleabende ein relativ junges Phänomen. Nachdem Gesellschaftsspiele im 18. Jahrhundert in die europäischen Salons einzogen, eroberten Karten und Würfel erst während des Biedermeier in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Wohnzimmer der Deutschen. Heute dauert eine durchschnittliche Runde Monopoly, Schach oder Poker laut Statistischem Bundesamt rund 105 Minuten. Den neuesten Trend - ein Mix klassischer Brettspiele mit Elektronik - greift die Hightech-Brettspielkonsole yvio des Dresdner Spieleentwicklers Public Solutions auf. Die Spielfiguren sind mit Chips ausgestattet, die Konsole ist der "Spielleiter". Sie erklärt per Sprachausgabe Regeln, zählt Punkte, misst die Schnelligkeit der Züge, kann sich mit dem Internet verbinden - und sorgt dafür, dass keiner schummelt. Aber sie kann auch, passend zum Spiel, lärmen, brüllen oder knurren. Zu den ersten yvio-Spielen gehören der Familienspaß "Octago“ von Reiner Knizia, einem der weltweit erfolgreichsten Spieleautoren, und das Kinder-Quiz "Elefant, Tiger & Co.“. Spiele für harmonisches Familienleben Am Spielbrett geht es zu wie im echten Familienleben: Väter erklären gerne die Spielregeln, Mütter achten auf gutes Benehmen, Töchter tun sich gern mit den Müttern zusammen, Jungs gehen in den gespielten Zweikampf mit Papa. Und in jedem Fall stabilisieren Spiele "das System Familie“, stärken die familiären Bande durch mehr Kommunikation, aber auch spielerische Auseinandersetzung und Ausprobieren neuer Rollen oder Verhaltensweisen. Kinder loten ihre Grenzen aus, Spiele sind eine "Experimentierbühne“ für die Realität, ergab eine Studie der Universität Leipzig im Auftrag des Spieleherstellers Ravensburger. Gleich 15 Neuheiten wird das Unternehmen auf der modell-hobby-spiel vorstellen, darunter vier Premieren. 20.000 Spielzeuge im Fachgeschäft Mit mehr als 20.000 unterschiedlichen Spielwaren ist ein gut sortierter Spielzeugladen gefüllt, der Überblick fällt Eltern und Großeltern oft schwer. Auf der modell-hobby-spiel zeigen die Hersteller, was Trend ist, die kindliche Entwicklung anregt, die Phantasie fördert - und zur Bewegung lockt. So präsentiert SIKU ferngesteuerte Traktoren und Lastwagen, auf einem Spielplatz können Kinder von drei bis fünf Jahren die Modelle testen. Für die Jüngsten gibt es in Leipzig erstmals eine Traktorrallye: Das Unternehmen rolly toys gestaltet einen Parcours, den es mit Tret-Traktoren zu meistern gilt. Zum Ausprobieren stehen die neuen Traktoren rollyFarmtracs und rollyJunior bereit. Eine Schatzkammer wartet auf Bastelfreunde: Zwölf Tonnen Material wollen verarbeitet werden. Dekorative Phantasien lassen sich zum Beispiel in den Patchwork-Workshops des Neu-Ausstellers Patchworld ausleben. Über die modell-hobby-spiel: Sie ist Deutschlands besucherstärkste Publikumsmesse für Modellbau, Modelleisenbahn, Spiel und kreatives Gestalten. Auf einer Fläche von 80.000 Quadratmetern (gegenüber 2007 ein Plus von 14 Prozent) präsentieren rund 600 Aussteller ihre Neuheiten dem interessierten Messepublikum. Erwartet werden rund 100.000 Besucher. |