Steigt Toys "R" Us aus dem Spielwarengeschäft aus?

Brandora Redaktion
12.08.2004
 

Stark mitgenommen vom andauernden Preiskrieg auf dem US-Markt, erwägt der traditionsreiche Spielwarenhändler Toys "R" Us den Ausstieg aus dem Spielwaren-Geschäft. Wal-Mart, der weltgrößte Handelskonzern, hatte durch Billigangebote den seit Jahren angeschlagenen Konkurrenten als größten Spielwarenverkäufer entthront.

Überraschend teilte das in Wayne beheimatete Unternehmen Mitte dieser Woche in einem Startegiepapier der Geschäftsführung mit, seine beiden Sparten Toys "R" Us und Babies "R" Us zu restrukturieren und unabhängig voneinander zu führen. Weiterhin soll die Option geprüft werden, einen Käufer für das weltweite Spielwarengeschäft zu finden. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen, doch sollen erforderliche Maßnahmen erst in der ersten Hälfte des nächsten Geschäftsjahres stattfinden. Zunächst wird sich das Unternehmen auf das kommende Weihnachtsgeschäft konzentrieren und seine Kunden nicht verunsichern, so wird es zur Zeit auch keinerlei Entscheidungen über mögliche Filialschließungen geben.

Beide Geschäftsbereiche befinden sich in ganz unterschiedlichen Wachstumsphasen, begründete CEO John Eyler die Überlegungen. Mit der Neuorientierung würden die Chancen für die mehr als 200 Babies "R" Us Märkte erhöht, ihr gesundes Wachstum fortzusetzen. Die gewinnbringende Marke, die verstärkt auf den Bedarf von Müttern und Babies setzt und auch Möbel beinhaltet, ist den Angriffen der Discounter nicht so intensiv ausgesetzt.

Babies "R" Us, mit einem Anteil von 15 Prozent am Gesamtumsatz, hatte im letzten Geschäftsjahr eine Steigerung von fast 11 Prozent auf 1,6 Milliarden US $ erfahren. Der Umsatz im Kerngeschäft hingegen war wieder gesunken und hatte Einbußen von 4 Prozent auf nur noch 6,5 Milliarden US $ in seinen etwa 1.250 Fillialen verzeichnet. Das schwache Weihnachtsgeschäft und der Druck der Discounter hatte bereits das Aus für die traditionsreichen Fachhandelsketten FAO Schwarz und KB-Toys bedeutet. Es sieht so aus, als würde nun ein weiterer Riese in diesem schwierigen Markt die Segel streichen.

Zunächst sollen wohl, in verzweifelten letzten Bemühungen, beim Kerngeschäft von Toys "R" Us Betriebskosteneinsparungen von 125 Mio US$ vorgenommen werden und teilweise drastische Preissenkungen in ausgewählten Filialen die Lager räumen und für notwendige Barmittel sorgen. Angekündigte Sonderabschreibungen in Höhe von 140 Mio US$ sollen die Sparte zusätzlich attraktiver machen, denn am Ende könnte ein Verkauf des seit Mitte der 90er Jahre unter starkem Konkurrenzdruck stehenden Spielzeuggeschäfts stehen, erklärte Firmenchef Eyler, der Präsident und CEO des Konzerns bleibt. Richard Markee wird neuer Vorsitzender und Geschäftsführer von Babies "R" Us.

Die 1957 gegründete Spielzeugkette, dessen Geschäftsjahr am 1. Februar beginnt, hat die Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal um eine Woche, auf den 23. August verschoben. Im ersten Quartal hatte Toys "R" Us einen Verlust von 28 Mio Dollar bekannt geben müssen. Anfang 2004 hatte der Konzern bereits 146 Geschäfte unter dem Namen Kids "R" Us und 36 Geschäfte mit Namen Imaginarium geschlossen. Das Aus für die beiden Marken sowie für mehr als zehn Prozent des gesamten Ladenbestands war bereits eine schmerzhafte Niederlage für Toys "R" Us und eine erste Andeutung für das drohende Ende.