| ||
Eine Sonderausstellung mit zwölf funktionsfähigen Großmodellen gibt Einblicke in die mittelalterliche Ingenieurskunst. Professor Dr.-Ing. Horst Langer von der Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, hat die Modelle mit seinen Studenten konstruiert. Der ausgewiesene da Vinci-Experte betreut die Ausstellung auf der Leipziger Messe. Im Interview verrät Langer, was ihn an den Revell-Holzbausätzen begeistert und warum ihn der Renaissance-Künstler so fasziniert: Auf der modell-hobby-spiel feiern bewegliche Leonardo da Vinci-Modelle zum Nachbauen von Revell Weltpremiere. Was ist außergewöhnlich an diesen „Spielzeugen“? Professor Langer: Zuerst das Material. Die Modelle sind aus Holz gefertigt – ein natürlicher Werkstoff, der die Hände beglückt. Sie laden zum kreativen Begreifen der genialen Ideen des Künstler-Ingenieurs ein. Der Zusammenbau nach technischen Zeichnungen schult räumliches Denken, fordert Präzision. Aus einfachsten Bauteilen entsteht komplexe Technik, die funktioniert. Das regt die Fantasie an, schafft Erfolgserlebnisse – und man lernt wirklich etwas dabei. Luftschraube, Große Armbrust, Flugmaschine, Hydraulische Säge, Drehkran oder Schwenkbrücke – welches der sechs Modelle gefällt Ihnen am besten? Professor Langer: Sie sind alle vom Feinsten und sehr stark an den Originalzeichnungen von Leonardo da Vinci orientiert. Jedes der Modelle vertieft das technische Verständnis, ermöglicht das Herantasten an die technologischen Träume des Renaissance-Künstlers. Was beeindruckt Sie an Leonardo da Vincis Denken? Professor Langer: Vor über 500 Jahren hat er bereits vorweggenommen, wie wir Ingenieure heute erfinden, planen und arbeiten. Alles, was Leonardo da Vinci damals gezeichnet hat, ist jetzt tatsächlich umsetzbar. Seine Überlegungen entsprechen dem modernen Denken. Soziale Gesichtspunkte und Sicherheitsaspekte spielten bei seinen Erfindungen eine wichtige Rolle. Er war beispielhaft für den fürsorglichen Unternehmer, der sich um seine Mitarbeiter kümmert. Er erfand Maschinen, um ihnen den Lebensunterhalt zu sichern und sie vor Unfällen zu schützen. Seine Ideen, die er vor einem halben Jahrtausend in die Welt gesetzt hat, stacheln uns zu eigenen Visionen an. Und er hatte einen langen Atem, arbeitete an manchen Projekten zehn bis 15 Jahre. Prof. Dr.-Ing. Horst Langer ist im Studiengang Produktentwicklung an der Fachhochschule Bielefeld tätig. Er studierte Allgemeinen Maschinenbau an der RWTH Aachen, arbeitete in der Industrie an der Entwicklung stationärer Getriebe. Seit 1984 ist er Professor für Konstruktion, Konstruktionstechnik, technische Mechanik sowie nichtlineare Getriebetechnik. Zu seinen patentierten Entwicklungen zählen eine fahrradbasierte Draisine, eine Spargel- sowie eine Kartoffelschälmaschine, nichtlineare Uhren oder eine Extraktionszange für Weisheitszähne. Seit 2004 entwickeln Professor Langers Studenten Projektarbeiten zum Thema „Leonardo da Vinci – Bewegende Erfindungen“. Auf der Basis von Leonardos Skizzen entstanden bis heute 70 funktionsfähige Großmodelle. Zwölf dieser Modelle werden auf der modell-hobby-spiel vom 1. bis 3. Oktober 2010 zu sehen sein – ergänzend zur Präsentation von Revell. Zudem wird Prof. Langer in Vorträgen jeweils vormittags und nachmittags über das Leben und Schaffen Leonardo da Vincis informieren. |