| ||
Nach massiven Protesten, Streik und Demonstrationen stand die Produktion bei Märklin für drei Tage still. Die Auseinandersetzungen um Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen beim Göppinger Modelleisenbahnhersteller waren hervorgerufen worden, durch Ende September veröffentlichte Pläne zur Verlagerung und Streichung von Arbeitsplätzen in Göppingen.
Mit der Neuordnung der Produktion werden die Zukunft des Unternehmens, sowie Qualitätsanspruch und Werte der Marke Märklin langfristig auf ein sicheres Fundament gestellt. Das heißt: Das Unternehmen will weiterhin zwei Drittel der Belegschaft an deutschen Standorten beschäftigen, sowie 90 Prozent seiner hochwertigen Produkte in eigenen europäischen Werken herstellen. Um das zu erreichen, wird derzeit ein tragfähiges Konzept im Werksverbund formuliert. "Wir wollen den Markt auch in Zukunft maßgeblich führen. Märklin ist eine große deutsche Marke mit internationaler Reputation. Das Vertrauen unserer vielen Fans und Sammler setzen wir nicht aufs Spiel, daher werden wir unsere Produkte konsequent weiterentwickeln, ständig Innovationen bringen und unsere Produkte in der bekannt exzellenten Qualität liefern", sagte Paul Adams.
Die deutschen Unternehmen müssen sich immer stärker gegen ausländische Konkurrenten behaupten, die zu ungleich günstigeren Konditionen produzieren. Viele deutsche Betriebe verlagern deshalb die Fertigung ins Ausland – ein katastrophaler Trend für den Arbeitsmarkt. Lange war die traditionsreiche Modelleisenbahn-Landschaft davor verschont, doch mittlerweile sprechen Schätzungen davon, dass etwa zwei Drittel aller Modellbahnen auf dem Weltmarkt in Fernost produziert werden. Fakt ist laut Adam, dass die Lohnkosten in Asien sowie in einigen Ländern Mittel- und Osteuropas erheblich unter denen in Deutschland liegen, wobei es auch hier regional zu starken Schwankungen kommt. Märklin zahlt in Göppingen bis zum Dreifachen dessen, was an anderen deutschsprachigen Standorten der Spielwarenindustrie üblich sei, sagte der Firmenchef. In Osteuropa liegen die Lohnkosten der Branche sogar nur bei gut zehn Prozent des Göppinger Standortes. Da am Firmensitz zwei Drittel aller Beschäftigten der Märklin-Gruppe arbeiten, entstand ein entscheidender Nachteil gegenüber der Konkurrenz.
Ein Hoffnungsschimmer für eine positive Entwicklung der Umsätze bei Märklin liegt im steigenden Exportanteil und in der signifikanten Erhöhung der Absatzzahlen von Startpackungen. In den vergangenen Jahren hatte Märklin sein Geschäft in Zentraleuropa und den USA ausgebaut. Die Möglichkeiten für eine starke Expansion scheinen jedoch begrenzt. "Der Markt in den USA ist genauso groß, wie der in Europa, aber es ist nach wie vor ein sehr regionaler Markt", sagte Adams. "In den USA fahren die Kunden vor allem amerikanische Modelle aus dortiger Fertigung." Neben der Entwicklung von Neuheiten wurde 2002 viel in Startpackungen investiert und damit der Focus auf den Neueinsteiger gesetzt. Während im vergangenen Jahrzehnt pro Anno im Schnitt 100.000 Startsets verkauft wurden, waren es 2002 rund 140.000 hochwertige Anfangssets. Dies ist erstaunlich in Zeiten kritischer demographischer Entwicklungen in Deutschland und Europa, mit ihren absehbaren, katastrophalen Auswirkungen auf die Wirtschaft. |